POP
Stoppok
AUF SENDUNG
Grundsound/Indigo CD (56’) und DVD (86’)
Seit der Gründung 1966 fanden im
großen Saal des Studio Nord Bre-
men unzählige Produktionen nam-
hafter Künstler wie Drafi Deutscher
oder James Last statt. Im August
letzten Jahres hielt dann Stoppok
dort mit der exquisiten Aufnahme-
technik als One-Man-Band in einem
Rutsch Glanznummern der Karriere
und den neuen Song „Alles klar“
fest. Zur Begleitung verschiedener
Saiteninstrumente akustischer wie
auch elektrischer Bauart, denen er
mit Effektgeräten geschickt einen
raumfüllenden Sound entlockte,
spielte der Ruhrpott-Musiker herr-
liche Solofassungen von „Wetter-
prophet“, „Aus dem Beton“ usw.
ein.
hake
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CDs
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NEUES
AUS
DER
M U S I K W E L T
John Wood hat sich der Songs des
kaum bekannten Lloyd W illiams
angenommen. Die produzierte er
mit ähnlichem Sachverstand und
Klangsinn wie vormals die Aufnah-
men seiner eher geläufigen Klien-
ten (Nick Drake, John Martyn, Pink
Floyd). Der britische Songwriter
kultiviert an Gitarre und Banjo oft
eine düsterere Spielart von Appa-
lachen-Folk als US-Kollegen. Die
Rolle des hoffnungslos Liebenden
gibt er mehrfach sehr überzeugend,
von Kontrabass und sanft schwel-
genden Streichern stimmungsvoll
begleitet. Wood inszenierte das
in absolut hochkarätiger analoger
Aufnahmetechnik.
F. Sch.
MUSIK ★
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Lloyd Williams
TIME
BesteUnterhaltung/Brokensilence CD
(53’)
Auch als LP erhältlich
M.I.A.
MATANGI
Interscope/Universal CD (auch als LP)
(57’)
Sie gehört zu den innovativsten
Künstlerinnen unserer Zeit. Den-
noch klingt M.I.A.s viertes Album
spröde und sperrig. Mit hypnoti-
schen Bollywood-Beats macht der
Titelsong zwar Lust auf mehr. Doch
letztlich zählen das Reggae-lasti-
ge „Double Bubble Trouble“ und
„Warriors“ zu den wenigen High-
lights dieser CD, die zu sehr auf
M.I.A.s repetitiven Sprechgesang
setzt. Wiederholung als Stilmittel
ist in der Musik nichts Neues. Als
dominierendes Element aber wirkt
es ermüdend. Fast könnte man der
Künstlerin Einfallslosigkeit vorwer-
fen - trotz einer an sich spannen-
den Mixtur aus Electro, Rap und
Orient-Sounds.
wz
MUSIK
KLANG ★
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DOWN IN WASHINGTON
SQUARE: THE SMITHSONIAN
FOLKWAYS COLLECTION
Dave Van Ronk
SmithsonianFolkways 3 CDs
(183’)
Passend zum Start des Meister-
werks der Coen-Brüder findet man
hier erstmals komplett sämtliche
Folkways-Aufnahmen des Mannes,
dessen Autobiografie die Inspirati-
on für den Kinofilm „Inside Llewyn
Davis“ lieferte. Vom Jazz-Fan zum
Folk-Freak konvertiert, beeindruck-
te er mit den Einspielungen von
1959 an nicht nur Bob Dylan. Gegen
Ende seines Lebens nahm er eine
in ihrer Intensität faszinierende
Deutung von dessen „Buckets
Of Rain“ auf. Die wurde wie viele
andere bislang verschollene Auf-
nahmen für dieses Set aus dem
Archiv geborgen.
F. Sch.
MUSIK ★
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rirnnsnn«
Rolling Stones Forever
Zwei Bücher widmen sich dem Gesamtwerk
der langlebigsten Band der Rockgeschichte
Tonmeister-Legende Chris Kimsey,
zwischen 1971 und 1995 aktiv bei
zahllosen Rolling-Stones-Sessions
im Studio, bewundert im Vorwort zu
Elliotts Buch, wie der es schaffte,
Orte und Zeit der Entstehung der
Aufnahmen über die Jahrzehnte
hinweg zu recherchieren. Formal
lieferte die Blaupause Mark Le-
wisohns „The Beatles Complete
Recording Sessions“. Nur dass
im Gegensatz zu diesen komplett
auf den Tag genau datierten Ab-
bey-Road-Aufnahm en
manche
Stones-Sessions wie etwa die in
Jamaika für „Goats Head Soup“
eher spärlich dokumentiert sind.
Zweifelsfrei zu klären, wer wann
wo in welchem Studio als Musi-
ker, Produzent und Tontechniker
an Sessions und Songs beteiligt
war, gelang Elliott trotzdem bei den
allermeisten. Da er offenbar auch
über eine beachtliche Sammlung
von Platten/CDs mit Studio-Outta-
kes und Live-Mitschnitten verfügt
- oder zumindest gründliche und
zuverlässige Informationen über
dieselben aus Sammler-Kreisen! -,
ist das Buch nebenbei auch ein eh-
renwerter Versuch, die Geschichte
dieser Bootlegs zu rekapitulieren,
von denen manches letzthin von
der Band offiziell als Bonus bei Stu-
dioplatten (wie „Some Girls“) und
als Live-Mitschnitte auf CD, DVD
und Blu-ray freigegeben wurde.
Auf Bootlegs kommt auch Ernst
Hofacker auf den letzten Seiten
der aktualisierten Ausgabe seiner
Stones-M onografie
ausführlich
und sachkundig zurück - auch
auf Robert Franks „Cocksucker
Blues“, inzwischen auf 2-DVD-
Set zirkulierend. Auf die variable
(Klang-)Qualität der über die Jahre
in verschiedenen Remix- und Re-
master-Versionen veröffentlichten
Studio- und Live-Aufnahmen - ab-
weichend auch im Fall von Martin
Scorseses „Shine A Light“ - gehen
die Anmerkungen nicht näher ein.
Martin Elliott: The Rolling Stones:
Complete Recording Sessions 1962-
2012 - 50th Anniversary Edition
(Cherry Red Books), 424 Seiten, zirka
21 Euro
Ernst Hofacker: The Rolling Stones:
Confessin' The Blues - Das Gesamt-
w erk 1963-2013 (Bosworth Verlag),
416 Seiten, 24,95 Euro
Die im Zusammenhang mit dem
schwächelnden 1983er Werk „Un-
dercover“ geäußerte Behauptung:
„Zwar waren The Kinks und The
Who ebenfalls noch im Rennen,
beide aber pfiffen bereits aus dem
letzten Loch“ hätte ein Lektor bei
der Neuauflage vielleicht doch
gnädig streichen können.
Franz Schöler
Jens Lysdal
EASY HEART
Divine Records/Broken Silence CD
(39')
Ihm kann man nichts vormachen:
Seit etwa 40 Jahren spielt er als Pro-
fi, unter anderen für Donna Summer,
Sergio Mendes oder Eliza Gilkyson.
Solo treibt sich Jens Lysdal vor allem
in Singer/Songwriter-Gefilden her-
um, und für sein neues Album zog
er sogar nach Austin, um dort mit
Meister-Musikern wie Greg Leisz
oder Tim O’Brien aufzunehmen. Das
Ergebnis ist abermals ein entspann-
tes Folk-Pop-Album, das an Mark
Knopfler, Sting oder Randy New-
man erinnert. Das abschließende
Instrumental „Sliding“ klingt gar
wie aus Ry Cooders „Paris Texas“
entsprungen. Die unspektakuläre
Musik des Dänen zeugt von großer
Reife.
pb
MUSIK ★ ★
KLANG ★
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124 STEREO 2/2014
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